Typografie und die Todsünden

Typografie - Todsünden

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Typografische Todsünden begegnen uns täglich im Alltag. Entweder passieren sie aus Unwissenheit, Gleichgültigkeit oder weil der User nicht weiß, wie er die Software entsprechend darauf einstellen soll. Leider passen diese Fehler nicht nur Anfängern, sondern auch vielen erfahrenen Textern und Journalisten. Dabei haben diese oft noch nicht einmal was mit der Grammatik zu tun oder der Stilistik – es geht hier einfach um die Typografie.

Die schlimmsten typografischen Todsünden wollen wir deshalb hier einmal aufzeigen.

Typografie - Todsünden
1.) Falsche Anführungszeichen

Fast JEDER TV-Sender macht es falsch und die großen Online-Zeitungen im Internet sowieso. Am besten achten Sie mal darauf. Es werden immer die englischen Anführungszeichen bei wörtlicher Rede bzw. bei einem Zitat genutzt. Da steht dann: „Maybrit Illner“ zu Trump: Was er kann – und was nicht (Spiegel Online, vom 26.01.18). Bei diesem Beispiel ist sogar gleich ein zweiter Fehler mit drin, nämlich der fehlende Gedankenstrich, der hier durch ein Bindestrich ersetzt wurde. Dazu gleich mehr.

Oder bei RTL.de bei einem Text über den Batchelor: Konkurrenz ist „super scheiße“ Samira und Christina crashen die Party. Selbst die Sueddeutsche hat sich der deutschen Sprache entledigt und schreibt falsch: „Strache hat keinen Grund, zurückhaltender aufzutreten“.

Warum so viele deutsche Medien das falsch schreiben, ist rätselhaft. Ich vermute, dass es an der Software liegt. Die meisten drücken Shift-2, um Anführungszeichen zu setzen. Damit werden aber nur die englischen Anführungszeichen gesetzt. Für die deutschen muss man Alt-^und danach Alt-2 drücken (Mac OS).

2. Bindestrich statt Gedankenstrich

Es gibt einen Bindestrich, z. B. nach Wörtern wie „Haus- und Wohnungsdurchsuchung“, den man aber nicht als Gedankenstrich verwenden sollte. Den Gedankenstrich erkennt man daran, dass er sehr viel länger ist: „Grammatik – Todsünde Gedankenstrich“. Diesen Gedankenstrich erzeugt man z. B. mit Alt– (Mac OS).

3. Fehlender Abstand zwischen Abkürzungen, Punkten und Zeichen

Ob „z. B.“ oder „25 %“ oder „…“, wir Deutsche lieben es, den Abstand einfach wegzulassen. Klar, „25%“ sieht meistens gedruckt besser aus, wenn es dicht beieinander liegt, ist aber falsch. Gute Typografen verkürzen deshalb oft den Abstand zwischen Zahl und Prozentzeichen. Aber dafür braucht man ein Gestaltungsprogramm.

4. Drei Punkte statt Auslassungszeichen

Die wenigsten wissen, wo sich die Auslassungspunkte (…) auf ihrer Tastatur befinden und machen deshalb gerne „. . .“ oder noch schlimmer „. . . . . .“. Beim Mac drückt Ihr einfach wieder Alt-.

5. Ausrufe- und Fragezeichen gleichzeitig verwenden

Das ist so eine Besonderheit, die häufig von Schriftstellern verwendet wird. Man schreibt z. B. „Was sollte das?!“ und verwendet dabei Fragezeichen und Ausrufezeichen hintereinander. Der Zweck: Der Autor möchte versinnbildlichen, dass die Frage wie ein Ausruf gestellt wurde. Das ist natürlich Quatsch. Entweder ist es eine Frage oder ein Statement.

Die häufigsten Gründe für diese Fehler sind nach meiner Erfahrung, dass Typografie heutzutage keinen großen Stellenwert mehr hat. Die 90er Jahre wurden noch von Größen wie Spiekermann und David Carson dominiert und jeder angehende Designer besuchte regelmäßig Typografie-Seminare. Heutzutage kann man froh sein, wenn Junior Designer den Kurs Typografie überhaupt besucht haben.

So für heute haben wir genug genörgelt. Wie gesagt, das sind meine persönlichen typografischen Todsünde, es gibt natürlich noch mehr. Fragen Sie einfach mal einen guten Typografen.

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